Täglich wächst der Bedarf an sicheren und zentral verfügbaren Speicherlösungen. NAS-Systeme (Network-Attached Storage) stellen eine besonders flexible Kombination aus lokaler Datenspeicherung und cloudähnlichem Zugriff dar. Mit der neuen NASync-Reihe will Ugreen, ein Hersteller, der bisher vor allem für Kabel, Ladegeräte und weiteres Zubehör bekannt ist, nun auch in diesem Markt Fuß fassen. In diesem ausführlichen Testbericht werfen wir einen Blick auf das Einstiegsmodell DXP2800 und klären, wie sich der kompakte Netzwerkspeicher mit 2-Bay-Konfiguration im Alltag schlägt, ob seine Hardwareausstattung genügend Reserven bietet und in welchem Umfang die Software bereits überzeugen kann.
Einleitung: Was der DXP2800 verspricht
Der DXP2800 ist das günstigste Modell einer insgesamt sechs Varianten umfassenden NASync-Serie, die Ugreen Anfang 2024 über eine Kickstarterkampagne eingeführt hat. Damit richtet er sich in erster Linie an Privatnutzer oder kleinere Unternehmen, die eine verlässliche Lösung für Datensicherung, Medienverwaltung oder den gemeinsamen Zugriff auf wichtige Dokumente suchen. Die Daten werden auf zwei SATA-Laufwerken untergebracht, dazu gibt es zwei M.2-NVMe-Slots für SSDs, was mehr Spielraum bei der Speichererweiterung verspricht. Trotz dieses vergleichsweise günstigen Einstiegs verspricht Ugreen eine solide Hardwarebasis mit einem Intel N100 Prozessor und bis zu 16 GB erweiterbarem DDR5-RAM. Vor allem der 2,5-GbE-Netzwerkanschluss, schnelle USB-3.2-Gen2-Schnittstellen und ein HDMI-Port heben das DXP2800 von vielen Konkurrenzprodukten mit ähnlichem Preisniveau ab. Allerdings stellt sich die Frage, wie gut die Software, namentlich UGOS Pro, tatsächlich in der Praxis funktioniert und ob Einsteiger tatsächlich so leicht in das System finden, wie Ugreen es suggeriert.
Technische Details und erste Eindrücke
Bereits auf dem Papier liest sich die Hardwareausstattung des Ugreen NASync DXP2800 vielversprechend. Das Gerät wird von einer Intel-N100-CPU mit vier Kernen (1,0 GHz) angetrieben, die für Alltagsaufgaben reichlich Leistung bereithält. Serienmäßig sind 8 GB DDR5-SO-DIMM-RAM verbaut, die sich laut Hersteller auf maximal 16 GB erweitern lassen. Anders als manche Konkurrenten bringt das Ugreen NAS ein separates 32-GB-eMMC-Modul mit, auf dem das Betriebssystem UGOS Pro installiert ist. Diese Trennung von System- und Nutzerdaten ermöglicht eine gewisse Flexibilität beim Austausch oder der Neuformatierung der Hauptfestplatten. Als Besonderheit finden sich gleich zwei M.2-NVMe-Steckplätze, die unter den Einschüben für die 3,5-Zoll-Festplatten sitzen und zusätzliche Optionen für SSD-Caching oder schnelle Speicherpools bieten. Auch die Anschlussvielfalt macht einen guten Eindruck: Auf der Vorderseite gibt es je einen USB-C- und einen USB-A-Port mit USB-3.2-Gen2-Geschwindigkeit (bis zu 10 Gbps), während sich auf der Rückseite ein 2,5-GbE-LAN-Port, ein USB-3.2-Gen1-Anschluss und zwei USB-2.0-Ports befinden. Zudem können via HDMI 4K-Inhalte direkt ausgegeben werden, was interessante Anwendungsfälle wie den Anschluss an einen Fernseher ermöglicht.
Schon beim Auspacken fällt die wertige Verarbeitung ins Auge. Statt Kunststoff setzt Ugreen beim Gehäuse auf Aluminium, was nicht nur hochwertig aussieht, sondern auch bei der Wärmeabfuhr hilft. Die Front wird dominiert von den beiden Laufwerksschächten und der kleinen Status- und Power-Sektion im unteren Bereich. Dort finden sich auch die beiden schnellen USB-Anschlüsse, während die übrigen Ports rückseitig untergebracht sind. Ein 92-mm-Lüfter sorgt gemeinsam mit dem Metallgehäuse für eine sehr leise Kühlung. Gut gelöst ist das abnehmbare magnetische Schutzgitter vor dem Lüfter, das die Reinigung erleichtert und optisch einen ordentlichen Eindruck macht. Lediglich ein SD-Kartenslot, wie er beim größeren Modell DXP4800 Plus zu finden ist, wurde beim DXP2800 weggelassen, was für einige Fotografen ein kleiner Wermutstropfen sein könnte.
Lieferumfang und erste Inbetriebnahme
Ugreen liefert das DXP2800 sehr sicher verpackt aus. Im Paket finden sich neben dem Netzteil (5 A, 60 W, von HuntKey) auch ein Cat7-Netzwerkkabel sowie diverses Zubehör wie Schrauben, zwei Wärmeleitpads für M.2-SSDs, ein kleiner Schraubendreher und Laufwerksschlüssel für die Frontschächte. Damit ist alles enthalten, was man für die Erstinstallation benötigt.
Der Einbau der Festplatten ist sehr einfach gelöst, denn die 3,5-Zoll-Schächte lassen sich nahezu werkzeuglos bestücken. Hierzu zieht man den jeweiligen Einschub heraus, drückt auf eine kleine Markierung, um den Schlitten zu weiten, und schiebt die Festplatte hinein. 2,5-Zoll-Laufwerke können mit den beiliegenden Schrauben fixiert werden. Danach führt man den Einschub zurück in das Gehäuse, verriegelt ihn, schließt das NAS an Strom und Netzwerk an und ist schon bereit für die Software-Einrichtung.
Die Software-Ersteinrichtung läuft bequem über den Browser: Nach dem Start des Geräts ruft man im lokalen Netzwerk die Adresse „http://find.ugnas.com“ auf, die das DXP2800 im Netzwerk automatisch erkennt. Anschließend führt ein Assistent durch grundlegende Schritte wie die Erstellung eines Admin-Kontos, die Auswahl des RAID-Modus (z. B. RAID 1 für Datenspiegelung) und des Dateisystems (z. B. Btrfs). Bereits hier zeigt sich, dass Ugreen viele nützliche Erklärungen liefert, sodass auch Einsteiger gut zurechtkommen dürften. In unserem Testsystem haben wir zwei 4-TB-Western-Digital-Red-Plus-HDDs im RAID1-Verbund verwendet und nach Abschluss der Einrichtung standen uns rund 3,6 TB Nutzkapazität zur Verfügung.
Software – UGOS Pro im Detail
Nach erfolgreicher Grundeinrichtung landet man auf dem Desktop der UGOS-Pro-Oberfläche, die stark an die Lösungen etablierter NAS-Hersteller erinnert. Tatsächlich fühlt sich alles von der Taskleiste bis zu den App-Symbolen sehr bekannt an, was Umsteigern entgegenkommt. Etwas irritierend war im Test, dass das NAS mit einer älteren Version ausgeliefert wurde, bei der manche App-Bezeichnungen noch auf Chinesisch auftauchten. Nach dem Update auf Version 1.0.0.1708 funktionierte jedoch alles wie erwartet. Hier muss man Neulingen zugutehalten, dass ein manuelles Anstoßen des Updates vielleicht nicht jedem sofort in den Sinn kommt, zumal man sich ja noch in einer ungewohnten Oberfläche bewegt.
Ist die Aktualisierung jedoch erledigt, präsentiert sich UGOS Pro aufgeräumt und bietet eine solide Auswahl an Apps und Funktionen. Der sogenannte „Dateimanager“ ermöglicht ein komfortables Browsen und Verwalten von Daten, während im „Speicher Manager“ die RAID-Volumes konfiguriert und SMART-Werte der Laufwerke überwacht werden können. Die „Systemsteuerung“ fasst alle wichtigen Geräteeinstellungen zusammen, darunter Benutzer- und Rechteverwaltung, Energieoptionen und Netzwerkdienste wie SMB, FTP, NFS, Rsync und WebDAV. Wer Medieninhalte verwalten möchte, kann die Apps „Fotos“ oder „Video“ nutzen, die Metadaten für Filme sogar von Datenbanken wie TheMovieDatabase beziehen. Über den „DLNA Server“ lassen sich Medieninhalte direkt an kompatible Endgeräte im Heimnetz streamen, ohne dass jede Plattform eine eigene App braucht.
Wichtig und erwähnenswert ist die Option, virtuelle Maschinen aufzusetzen. Dank der Intel-N100-CPU sind Windows-10-VMs im Test flüssig gelaufen, solange man nicht zu ressourcenintensive Anwendungen nutzt. Docker steht ebenfalls zur Verfügung, was zusätzliche Optionen für Container-Dienste oder selbst gehostete Anwendungen mit sich bringt. Allerdings sollten Power-User, die mehrere VMs parallel betreiben wollen, das NAS mit mehr RAM ausstatten.
Einschränkungen gibt es dennoch. Bislang fehlt eine in UGOS Pro integrierte Laufwerks- oder Ordner-Verschlüsselung. Auch das Btrfs-Dateisystem könnte zwar Snapshots erstellen, doch stellt Ugreen dieses Feature derzeit nicht bereit. Wer in sensiblen Umgebungen arbeitet und Wert auf beides legt, muss entweder warten, bis Ugreen entsprechende Updates nachliefert, oder sich nach Alternativen umsehen. Positiv hervorzuheben ist hingegen die App „Sync & Backup“, die sowohl das Sichern des gesamten NAS auf andere Ziele unterstützt als auch eine automatische Datensicherung von PCs oder Laptops ermöglicht.
Geschwindigkeit und Lautstärke
Im Alltagsbetrieb machte das DXP2800 eine sehr ordentliche Figur. Bei großen Dateien (etwa beim Kopieren eines größeren Videoarchivs) erreichten wir schreibend rund 166 MB/s und lesend etwa 150 MB/s, wobei diese Werte je nach Netzwerksetup und Festplattentyp schwanken können. Auch wenn die 2,5-GbE-Schnittstelle theoretisch bis zu etwa 300 MB/s im Netzwerk zulässt, bilden im praktischen Einsatz meist die HDDs das Nadelöhr. Für große Mediendateien und regelmäßige Datensicherungen ist die Performance dennoch absolut ausreichend. Wer allerdings mit sehr vielen RAW-Fotos arbeitet und diese in Programmen wie Lightroom direkt vom NAS bearbeiten möchte, muss mit etwas längeren Ladezeiten und gelegentlichem Nachladen beim Zoomen rechnen. Hier könnten die M.2-NVMe-Slots Abhilfe schaffen, indem man dort entweder den Lightroom-Katalog oder die aktuell in Bearbeitung befindlichen Daten ablegt.
Die Geräuschentwicklung ist erfreulich niedrig. Dank des Aluminiumgehäuses, des großen Lüfters und leiser HDDs wie der WD Red Plus bleibt das Ugreen NASync DXP2800 angenehm unaufdringlich. Im normalen Büro- oder Wohnumfeld ist es fast nicht wahrnehmbar, was für ein NAS dieser Klasse ein wichtiger Punkt ist.
Zugriff von außen und die mobile App
Wer seine Daten nicht nur zu Hause, sondern auch von unterwegs abrufen möchte, kann das auf verschiedene Arten tun. Eine einfache, jedoch nicht unbedingt datenschutzfreundliche Methode ist der sogenannte Ugreenlink-Fernzugriff, bei dem Verbindungen über die Server des Herstellers laufen. Deutlich sicherer ist ein eigener VPN-Tunnel, zum Beispiel über eine FritzBox mit WireGuard, sodass man das NAS praktisch wie im heimischen Netzwerk ansprechen kann.
Im Alltag punktet Ugreen mit einer einzigen, recht übersichtlich gestalteten mobilen App für iOS und Android. Anders als etwa Synology, die mehrere Einzeldienste auf verschiedene Apps aufteilen, integriert Ugreen den Großteil seiner Funktionen in eine Anwendung. Man kann sowohl auf Dateien zugreifen als auch Benutzer verwalten und sogar das NAS initial einrichten. Wer unterwegs also schnell Dateien freigeben oder wichtige Konfigurationen anpassen möchte, muss nicht den Umweg über den Desktop-Rechner nehmen. Im Test machte die App einen ausgereiften Eindruck und ließ sich sowohl im WLAN als auch mobil problemlos nutzen.
Fazit: Vielversprechender Einstieg in den NAS-Markt
Insgesamt gelingt Ugreen mit dem NASync DXP2800 ein beeindruckender Auftritt in einem hart umkämpften Marktsegment. Das Gerät punktet mit einer robusten und dennoch schicken Bauweise aus Aluminium, bietet eine äußerst solide Hardwareausstattung und bringt von vornherein moderne Schnittstellen wie 2,5-GbE-LAN und USB 3.2 Gen2 mit. Gerade für einen Preis von rund 399,99 Euro erscheint dieser Funktionsumfang sehr attraktiv. Auch die Performance des Intel-N100-Prozessors ist mehr als ausreichend für gängige NAS-Aufgaben, Medienserver-Funktionen und selbst Virtualisierungsanwendungen im kleineren Rahmen.
Auf der Softwareseite wurde bereits viel Feinschliff betrieben, und UGOS Pro wirkt nach dem nötigen Update modern und durchdacht. Viele Einsteiger werden gut mit dem System klarkommen, zumal ein sinnvoller Einrichtungsassistent und nützliche Apps bereitstehen. Fortgeschrittene Anwender vermissen aber noch ein paar essenzielle Funktionen wie Laufwerksverschlüsselung oder Snapshots, die Ugreen im Laufe der Zeit hoffentlich per Update nachrüstet. Wer genau darauf angewiesen ist, sollte derzeit entweder zu anderen NAS-Herstellern greifen oder abwarten, wie sich UGOS Pro weiterentwickelt.
Alles in allem ist das Ugreen NASync DXP2800 ein spannendes Einstiegsmodell, das sich vor allem an Heimanwender und kleinere Betriebe richtet, die einen vielseitigen Netzwerkspeicher mit guter Performance, ansprechender Optik und sinnvoller Anschlussvielfalt suchen. Es bleibt zu hoffen, dass Ugreen mit seiner jungen NAS-Reihe noch einige Updates bringen und den Funktionsumfang weiter ausbauen wird, denn schon jetzt ist das Produkt in vielen Punkten absolut konkurrenzfähig. Wer mit den derzeitigen Software-Limitierungen leben kann und nach einem zukunftssicheren, robusten und dennoch preiswerten NAS sucht, wird das Ugreen NASync DXP2800 mit großer Wahrscheinlichkeit zu schätzen wissen.