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Blizzard verklagt deutschen Cheat-Hersteller: Der Fall Bossland

Als Blizzard Entertainment 2016 den Online-Shooter Overwatch veröffentlichte, konnte niemand ahnen, dass nur wenige Tage nach dem Launch bereits erste Cheat-Programme für das Spiel auftauchen würden. Noch weniger überraschend war jedoch, dass Blizzard schnell und entschlossen handelte – und ein deutsches Unternehmen ins Visier nahm: die Bossland GmbH.

Millionenklage wegen Cheat-Software

Blizzard reichte vor einem kalifornischen Gericht Klage gegen Bossland ein. Der Vorwurf: Die von Bossland entwickelten Cheat-Programme hätten massiven wirtschaftlichen Schaden verursacht und die Integrität des Spiels untergraben. Die Schadenssumme? Angeblich im zweistelligen Millionenbereich.

In der Klageschrift warf Blizzard dem Unternehmen aus Zwickau vor, gezielt Software zum Betrug in Blizzard-Spielen zu entwickeln und zu vertreiben. Besonders im Fokus: die sogenannten „Buddy Bots“ – darunter HonorBuddy, DemonBuddy, StormBuddy und Hearthbuddy. Diese Tools ermöglichten es Spieler:innen, Spielabläufe zu automatisieren oder sich unfaire Vorteile zu verschaffen – ein Affront gegen das Prinzip von fairem Online-Gaming.

Zitat aus der Klageschrift

„Der Beklagte Bossland und seine Partner haben ein profitables Geschäftsmodell entwickelt, indem sie bösartige Software-Produkte herstellen, vertreiben, pflegen und updaten, die speziell dafür entwickelt wurden, ihren Nutzern das Betrügen in Blizzard-Spielen zu ermöglichen.“

Blizzard betonte, dass der wirtschaftliche Erfolg seiner Spiele von einem fairen Wettbewerb abhänge – und dass Bossland genau diese Grundlage gezielt zerstöre. Die Veröffentlichung eines Overwatch-Cheats nur wenige Tage nach Release des Spiels sei ein gezielter Versuch gewesen, „das Spiel zu zerstören oder irreparabel zu beschädigen, bevor es jemals die Chance hatte, in vollem Maße geschäftlich erfolgreich zu sein“.

Wiederholungstäter in der Szene

Bossland war zu diesem Zeitpunkt kein unbeschriebenes Blatt: Schon in der Vergangenheit hatte Blizzard rechtliche Schritte gegen das Unternehmen eingeleitet – etwa wegen Bots und Hacks für World of Warcraft und Diablo III. Die Auseinandersetzungen dauerten zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre an.

Die Auswirkungen

Blizzard beklagte nicht nur finanzielle Einbußen, sondern auch einen bleibenden Reputationsschaden. Cheats hätten das Spielerlebnis frustrierender gemacht und viele ehrliche Spieler:innen zur Aufgabe bewegt – was sich wiederum negativ auf die Nutzerzahlen und die Monetarisierung auswirkte.

Ein Urteil im Fall Overwatch ließ zum Zeitpunkt der Klage noch auf sich warten. Ein Abschluss wurde frühestens für Oktober 2016 erwartet.


Was wurde aus dem Streit?
Die juristischen Auseinandersetzungen zwischen Blizzard und Bossland zogen sich über Jahre hinweg – mit wechselnden Ergebnissen. In den USA wurden viele Klagen gegen Bossland zugelassen, während das Unternehmen sich in Deutschland zunächst auf Urheberrechtslücken berief. Mittlerweile ist Bossland weitgehend aus dem Rampenlicht verschwunden – der Einfluss von Cheat-Software auf Multiplayer-Spiele jedoch ist aktueller denn je.

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